29. Juni 2011
Gemeinsam mit dem DGB und Ver.di Mittelfranken haben wir am diesjährigen 8. Mai die neu gestaltete Ausstellung „Neofaschismus in Deutschland“ vorgestellt.Der 8.Mai war ein Sonntag (und noch dazu ‚Muttertag’ – ja mei!) und dennoch kamen über 50 Interessierte. Und es hat sich nach Meinung aller gelohnt.
* Eine kurze Begrüßung und doch sehr prägnante Begründung der Notwendigkeit der Ausstellung durch den DGB-Vorsitzenden Stefan Doll;
* Ein höchst engagierter Vortrag mit Friedenstexten und antifaschistischen Gedichten unseres Kameraden Erich Ude, Schauspieler im Ruhestand, 80 Jahre alt, und mit ganzem Herzen dabei;
* Und schließlich eine sehr informative Darstellung der Ausstellungstafeln durch Thomas Willms, Bundesgeschäftsführer der VVN-BdA und Mitgestalter der Ausstellung.
Kurz: Es hat gebassd – wie der Nürnberger sagt.
Die Ausstellung stand über eine Woche im Foyer des Gewerkschaftshauses in Nürnberg auf dem Kornmarkt. Sie wurde dort von mehreren Hundert Menschen – sicherlich mehr oder weniger aufmerksam – wahrgenommen. Leider hatten wir nicht die Kraft, sie durch intensive Führungen zu betreuen.
Aus der Eröffnungsrede von Stefan Doll:
Sehr geehrte Damen und Herren, Liebe Kolleginnen und Kollegen, Liebe Freunde,
ich begrüße Sie/Euch herzlich zu unserer heutigen Veranstaltung zur Eröffnung der Ausstellung Neofaschismus in Deutschland, hier im DGB-Haus.
Diese Ausstellung belegt: Neofaschismus ist auch 66 Jahre nach Kriegsende keineswegs ausgemerzt und besiegt.
Der Satz „Wehret den Anfängen“ ist richtiger denn je. Die Debatte um Thilo Sarrazin und seine wirren und rassistischen Thesen zeigt jedoch deutlich: Wir sind längst über dieses Stadium hinaus.
Mir widerstrebt es eigentlich an dieser Stelle auf diese Person einzugehen. Aber der Erfolg den Sarrazin mit seinem Buch hatte, verbietet es den demokratischen Kräften ihn einfach zu ignorieren. Wenn in diesem Land wieder über genetische Merkmale einzelner Gruppen diskutiert wird, wenn in diesem Land unter dem Banner der Meinungsfreiheit Vorurteile gegen einzelne ethnische Gruppen salonfähig werden, wenn in diesem Land wieder über gewünschte und ungewünschte Fortpflanzung diskutiert wird, dann dürfen wir das nicht ignorieren und wir dürfen dazu erst recht nicht schweigen! Darum sage ich auch deutlich: Die aktuelle Entscheidung der SPD halte ich für falsch!
Seit 1998 gab es 149 Todesopfer rechter Gewalt in Deutschland. Es sitzen nach wie vor rechtsradikale Politiker in Parlamenten und in den Räten der Städte und Gemeinden, auch bei uns in Nürnberg.
Und auch wir selbst, die Gewerkschaften haben noch viel zu tun: Befragungen zeigen, dass unter Gewerkschaftsmitgliedern eine rechtsextreme Einstellung etwa im gleichen Maße vorzufinden ist wie in der Gesamtgesellschaft.
Für uns wird wesentlich sein, den Zusammenhang zwischen Demokratie und Sozialstaat deutlich zu machen. Dieser Zusammenhang wird immer mehr verschüttet, der Sozialstaat als Relikt vergangener Jahrzehnte abgetan.
Demokratie und Sozialstaat gehören für uns zwingend zusammen. Eine demokratische Weiter-entwicklung ist ohne den Sozialstaat nicht zu haben. Wer sich und die Politik als ohnmächtig erlebt, der resigniert oder radikalisiert sich, das ist eine wesentliche Erfahrung seit Jahrzehnten.
Die Neo- und Altnazis können sich nur deshalb als Trittbrettfahrer der sozialen Frage präsentieren, weil sich diese in den letzten Jahren wieder massiv verschärft hat. Wir alle müssen die sozialen Kämpfe annehmen und dürfen den Nazis nicht dieses Feld überlassen. (…)
Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg! Last uns gemeinsam dafür kämpfen.