Vom Bundespräsidenten Gauck gefordert: Mehr Verantwortung mit mehr Militäreinsätzen

20. Juli 2014

Mahnwache des Nürnberger Friedensforums und der VVN-BdA am 8.Mai vor der Lorenzkirche.

Mahnwache des Nürnberger Friedensforums und der VVN-BdA am 8.Mai vor der Lorenzkirche.

„…. Und in diesem Kampf für Menschenrechte oder für das Überleben unschuldiger Menschen ist es manchmal erforderlich, auch zu den Waffen zu greifen.“  (Bundespräsident J.Gauck im Deutschlandradio)

Gauck wird vom Chefredakteur der Nürnberger Nachrichten unterstützt!

„Gerade die deutsche Geschichte liefert dafür (= für den Einsatz der Waffen als letztes Mittel) Beispiele. Wie, wenn nicht mit militärischen Mitteln hätte Hitlers Diktatur beendet werden können? … (W.Schmieg im Sonntagsblitz 6.07.14)

Oder doch nur Kriegshetze?

Aus dem Politdeutsch übersetzt, heißt die Forderung des Bundespräsidenten:

1. Leider müssen wir ein paar von Euch umbringen, damit die anderen besser leben können.

Wer auch nur die Kriege der letzten 20 Jahre kennt, der weiß, dass dieses Menschenrechtsgeschwafel  schlichtweg  verlogen ist. Von Jugoslawien und Afghanistan über den Irak und Libyen bis hin zu den denkbar gewordenen „Einsätzen“ in Syrien oder der Ukraine ging und geht es nie um Menschenrechte.

Wer bereit ist,  mit dem finstersten Hort des Mittelalters, dem Königreich Saudi-Arabien gemein-sam in den Krieg zu ziehen, der kann doch nicht ernsthaft vom Schutz demokratischer oder Menschenrechte reden. Die dahinter stehenden geopolitischen Interessen der USA, der EU und ihrer Verbündeten müssten selbst für Blinde sichtbar sein.

Und wer bereit ist, sich die Ergebnisse dieser Kriege ohne Scheuklappen anzusehen, der weiß, dass sie kein Menschenleben und kein Menschenrecht gerettet, sondern immer nur neues Unrecht und neue hunderte,  ja tausende Tote erzeugt haben.

2. Da hilft auch der Griff in die Trickkiste nicht, den Herr Schmieg, Chefredakteur der ‚Nürnberger Nachrichten‘ seinen Lesern serviert.Mahnwache des Nürnberger Friedensforums und der VVN-BdA am 8.Mai vor der Lorenzkirche.

Die Alliierten Sowjet-Union, USA, Großbritannien und Frankreich  haben im 2.Weltkrieg die Nazi-Diktatur nicht zuallererst deswegen zerschlagen, um uns die Menschenrechte zu bringen. Sie – die SU und Frankreich –  wurden von Nazi-Deutschland mit einem Eroberungs- und Vernichtungskrieg überfallen. Ihnen – Großbritannien und USA – wurde von Nazideutschland der Krieg erklärt.

Dass die Alliierten nach dem Sieg über die faschistische Wehrmacht nicht an den Grenzen des deutschen Reiches stehen blieben, dass sie die mörderische SS-Maschinerie vollends zerstörten und die Überlebenden in den KZs befreiten, war die Folge des von Deutschland ausgehenden Krieges. Es war nicht der Ausgangspunkt wie uns Herr Schmieg vormacht.
Wäre es den Alliierten wie den USA, Großbritannien oder Frankreich im 2.Weltkrieg bezogen auf Nazideutschland tatsächlich um den Schutz der Menschenrechte und der Demokratie gegangen, dann hätten sie sehr viel früher aktiv werden können und müssen.

Z.B. durch die Ächtung Nazideutschlands aus Anlass der barbarischen Zerstörung der spanischen Stadt Guernica im April 1937 durch die deutsche Legion Condor mit Tausenden von Ermordeten.

Nichts dergleichen geschah! Die Geschäfte mit den Nazis  und den faschistischen Putschisten in Spanien gingen weiter. Auch nach dem Krieg!

Wir bleiben dabei: Krieg löst keine Probleme

Am Beispiel des IRAK zeigt sich das Desaster des völkerrechtswidrigen und verlogenen Krieges der USA: Bewaffnet von Saudi-Arabien und logistisch unterstützt vor allem von der Türkei eroberten in den letzten Wochen islamistische Fundamentalisten Teile des Iraks. Hundertausende sind auf der Flucht, ein Ende der Gewalt ist nicht absehbar. Der Staat Irak steht vor seiner endgültigen Zerstörung bzw. Aufteilung. Eine Ausweitung des Krieges auf die angrenzenden Länder ist nicht ausgeschlossen.

Mit einem öffentlichen „Widerspruch“ hat sich Nürnbergs Altoberbürgermeister Peter Schönlein gegen die Forderungen des Bundespräsidenten nach mehr Militäreinsätzen gewandt.

„… Besonders bedenkenswert empfinde ich es dabei, dass Sie die Neuakzentuierung politischer Grundsätze hin zu mehr militärischen Lösungen ausgerechnet in diesem Jahr 2014 fordern, in dem in ganz Europa des Ausbruchs des 1. Weltkrieges gedacht wird und in dem Historiker und Politiker der Frage nachspüren, welche Gesinnung und welche Denkmuster im Vorfeld des Krieges dazu geführt haben, dass Menschen aller Gesellschaftsschichten sich bedenkenlos einer Kriegseuphorie hingegeben haben, die ganz Europa in die Katastrophe führte…“ (Aus dem offenen Brief von Alt-OB P.Schönlein an den Bundespräsidenten Gauck)