Ausgerechnet der Nelson-Mandela-Platz: Aufmarschort für die Nazis?
1. Januar 2014
Immer wieder konnten – wenn auch nie ungestört – in den vergangenen Jahren Neonazis am Nelson-Mandela-Platz südlich des Hauptbahnhofes demonstrieren.
Die Zulassung von Kundgebungen der Rassisten ist dabei allein schon wegen des Platz-Namens Nelson Mandela unerträglich. Sie ausgerechnet an einer Stelle die Ungleichwertigkeit der Menschen behaupten zu lassen, die dem prominentesten Kämpfer gegen das Apartheid- und Rassisten-Regime gewidmet ist, kann man nur als geschmacklos bezeichnen.
Es gibt aber noch einen weiteren Grund, warum Nazis dort nichts zu suchen haben:
Am selben Ort lag das Nürnberger Schubgefängnis, also dasjenige Gefängnis, in dem Häftlinge bis zu ihrem Weitertransport interniert waren.
Zwar bestand diese Einrichtung schon vor 1933. Aber im Naziregime war dieses Gefängnis unmittelbar in die Terror- und auch Massenmord-maschinerie eingebunden. In den Gefangenen-verzeichnissen finden sich sehr viele Einträge, die belegen, dass die Häftlinge von hier aus nach Dachau, Ravensbrück, Mauthausen und weitere Konzentrationslager weiterverschleppt wurden. Und eben nicht nur in Konzentrations-, sondern auch in die Vernichtungslager.
In den frühen Morgenstunden des 16.März wurden z.B. 48 mittel- und oberfränkische Sinti und Roma, die z.T. schon Tage vorher im Schubgefängnis festgehalten worden waren, per Sammeltransport nach Auschwitz „Zigeunerlager“ B II E verschleppt – für die größte Zahl von ihnen das Todesurteil.
Es kann nicht akzeptiert werden, dass – wie den Opfern zum Hohn! – die politischen Erben der Mörder sich an einer Stelle austoben dürfen, die für so viele Menschen zum letzten Halt vor der physischen Vernichtung wurde. U.Sch.