Straßennamen für den Widerstand – unser Erfolg!
29. Oktober 2022
Sieben Jahre Aktionen, Diskussionen und beharrliches Nachhaken bei den politisch Zuständigen im Nürnberger Stadtrat haben sich gelohnt:
Der Verkehrsplanungsausschuss des Stadtrats beschloss einstimmig eine Ehrung des Widerstands gegen das Naziregime in Nürnberg. Dreizehn Frauen und Männern aus unserer Stadt wurde für würdig befunden in einem neuen Wohngebiet (mit dem Namen ‚Lichtenreuth‘) mit ihrem Namen eine Straße zu kennzeichnen.
Entstanden war die Idee in Vorbereitung eines „Nürnberger Befreiungsfests“ am 20 April 2015 dabei den Widerstand gegen das Naziregime in Form Benennung von Straßen nach lokalen und regionalen Widerstandskämpferinnen und Widerstandskämpfern in den Mittelpunkt zu stellen. 70 Jahre zuvor – am 20. April 1945 war Nürnberg durch die US-Armee befreit worden.
Initiatoren der Forderung waren die „Offene Kirche St. Klara“, die „Katholische Hochschulgemeinde (KHG)“, der ‚Arbeitskreis gegen Rechts‘ der SPD Nürnberg und die VVN-BdA Kreisvereinigung Nürnberg.
Wir waren uns einig, dass dabei kein gesellschaftlicher Bereich des Widerstands in den 12 Jahren Nazidiktatur ausgelassen wurde.
Als VVN-BdA legten wir deshalb besonderen Wert darauf, dass darunter auch Frauen und Männer aus der Arbeiterbewegung und der damaligen Arbeiterparteien SPD und KPD waren – wie z.B. die MitbegründerInnen der VVN im Jahr 1947: Kuni Schumann und Ludwig Göhring. Zunächst wurden von der überparteilichen Initiative sechs Personen vorgeschlagen. (siehe dazu den Flyer „Straßennamen für den Widerstand“)
Im Verlauf der Diskussionen kamen dann weitere Vorschläge und Persönlichkeiten aus dem Widerstand hinzu – insbesondere auch Frauen.
Ebenfalls untrennbar mit dem Nürnberger Widerstand verbunden ist Josef E. Drexel, der spätere Verleger der Nürnberger Nachrichten. Dieser wünschte jedoch testamentarisch ausdrücklich keine öffentliche Würdigung durch die Stadt Nürnberg.
Als VVN-BdA waren wir 5 Jahre lang auf fasts allen größeren politischen Festen mit unseren Rollups zum Widerstand vertreten. Z.B. auf dem Nürnberger Südstadtfest im Jahr 2018.
Beim „Befreiungsfest 2015“ erklärte der mittlerweile leider verstorbene langjährige Vorsitzende der GEW in Nürnberg Jonas Lanig das Ziel der Würdigung des Widerstands:
„In den Straßennamen spiegelt sich das Gedächtnis einer Stadt. In den Straßennamen wird sichtbar, wie eine Stadt mit der Erinnerung umgeht und was ihr dieses Gedenken bedeutet. An den Straßennamen lässt sich aber auch ablesen, welches Bild der Geschichte eine Stadt den nachfolgenden Generationen vermitteln möchte.
Diese sollen wissen, dass sie die Geschichte nicht nur in der Rolle von Tätern zu vollstrecken oder in der von Opfern zu ertragen haben, sondern dass sich ihnen eine weitere Option anbietet: Die Option derer, die die Mächtigen nicht gewähren lassen, sondern sich einem verbrecherischen und menschenverachtenden System entgegenstellen, die also Widerstand leisten.
Diese Widerstandskämpfer waren nicht Öl, sondern Sand im Getriebe der Welt, wie es der Lyriker Günter Eich als Auftrag an uns alle formuliert hat.
An die Widerstandskämpfer gegen den Terror der Nationalsozialisten wollen wir heute erinnern. Und als eine mögliche Form dieser Erinnerung erscheint uns deren Würdigung in Form der Straßennamen angezeigt. …“
Jonas Lanig, 2015