Gegen Nazis auch in Dortmund!
17. September 2010
Am Samstag früh um 1.40 Uhr startete der Nürnberger Bus zur Unterstützung der Dortmunder Anti-Nazi-Proteste in Richtung Ruhrgebiet. Da die Nachfrage für den Bus sehr groß war, fuhren wir mit einem vollen Bus los. Wir mussten sogar einige Personen an den Münchner Bus verweisen, der Nürnberg einige Stunden später passieren wollte. Die Stimmung im Bus war von Anfang an gut, wenn auch über manche Strecken hinweg – es war ja ganz schön früh – ein wenig verschlafen. Von Anfang an fiel die sehr hohe Anzahl sehr junger TeilnehmerInnen im Bus auf.
Wie immer gab es zu Beginn der Reise für alle die organisatorischen Infos, in schriftlicher und mündlicher Form, sowie feste Ansprechpartner aus dem Kreis der Busorganisatoren. Da mit polizeilichen Vorkontrollen auf dem Weg nach Dortmund als auch mit anreisenden Nazis zu rechnen war, wusste der Busfahrer erst kurze Zeit vor Dortmund den genauen Zielpunkt und musste sich auch in der Gestaltung seiner Rastzeiten flexibel zeigen. Dies lief Dank genauer Absprachen problemlos und seitens des Busfahrers mit einer bewundernswerten Portion an Geduld und Verständnis.
Um kurz nach 8.00Uhr erreichten wir Dortmund und stürzten uns in einen ereignisreichen wie erfolg-reichen Tag, der geprägt war von entschlossenen Protesten, Blockaden aber leider auch sehr massiver und zum Teil gewalttätiger Polizeipräsenz. Trauriger Höhepunkt dieses Umstandes war, dass annähernd 1/3 des Nürnberg Busses ohne eigenes Zutun in einen Polizeikessel geriet, von dem aus die Leute nach stundenlangem Warten in die Gefangenensammelstelle verbracht wurden.
Als die Heimreise näher rückte, fehlten 18 Teil-nehmerInnen aus unserem Bus. Per Telefon wurde uns vom zuständigen Dortmunder Jugendamt die „Ingewahrsamnahme“ von acht Nürnberger minder-jährigen Jugendlichen mitgeteilt, verbunden mit der Bitte, sie doch auf dem Polizeirevier abzuholen.
Nachdem nun der Busfahrer das neue Ziel Polizeirevier angesteuert hatte, wurden uns zwar acht Jugendliche übergeben. Über die Freilassung der weiteren zehn (über 18-jährigen) Teilnehmer mussten auf der Polizeiwache jedoch hartnäckige Verhandlungen geführt werden, da ihnen andernfalls eine Heimfahrt auf eigene Kosten am Sonntag bevorstand.
Im Verlauf der Diskussion zeigte sich, dass diese Maßnahme der Polizei jeglicher Grundlage entbehrte. Insgesamt wurden über 100 Personen, darunter auch unsere MitfahrerInnen, allein auf Verdacht, ohne jeglichen konkreten Beweis, festgehalten. Aufgrund dieses repressiven Vorgehens der Polizei saß auch die restliche Nürnberger Busbesatzung an der Gefangenensammelstelle fest. Nach einigem hin und her kristallisierte sich heraus, dass unsere Leute zwar unschuldig waren und sicher auch freigelassen werden würden, aber das konnte auch um Mitternacht oder am nächsten Tag sein.
Mit gemischten Gefühlen verließen wir kurz nach 20.00 Uhr ohne die 10 MitfahrerInnen Dortmund. Es blieb die Hoffnung, dass sie noch an diesem Abend mit dem Münchner Bus, der später zurückfuhr, nach Hause kämen.
Zu unserer großen Freude hat sich das dann auch bestätigt. Durch einen Anruf der Münchner Busverantwortung erfuhren wir kurz nach halb zehn, dass Alle sicher und wohlauf an Bord des Münchner Busses waren. Welch eine Erleichterung!
Als wir kurz vor 2 Uhr am Sonntagmorgen wieder in Nürnberg ankamen, hatten wir ereignisreiche 24 Stunden weitgehend ohne Schlaf hinter uns, der von Solidarität nicht nur zwischen uns und den Dortmunder Antifaschisten, sondern auch zwischen Nord, -und Südbayern geprägt war.
Es gelang dem Bündnis „Dortmund stellt sich quer“ durch erfolgreich koordinierte Aktionen und Blockaden im Bahnhof und auf den Straßen Hunderten von Faschisten den Zugang zu ihrer Kundgebung zu erschweren, zu verzögern oder unmöglich zu machen. Sollten die Nazis nächstes Jahr wieder marschieren, werden auch wir wieder vor Ort sein um zu zeigen: Für braunes Pack gibt es keinen Platz, weder in Dortmund noch in Dresden oder anderswo. T.Sambale