Ein Mahnmal für den im Jahr 1933 ermordeten Oskar Pflaumer und weitere Widerstandskämpfer – immer noch Utopie?

1. Januar 2014

Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg!
Waren das die Beweggründe Oskar Pflaumers?

Nie wieder Krieg –  vielleicht, denn Deutschland hatte schon einen Weltkrieg angezettelt und unter großen Verlusten verloren.

Die Wahlplakate der KPD im Wahljahr 1932 kündigten es an: Wer Hindenburg wählt, wählt Hitler. Wer Hitler wählt, wählt den Krieg!

Zumindest konnte keiner sagen, man hätte nichts geahnt.

Nie wieder Faschismus! Das konnte nicht Oskars Beweggrund gewesen sein. Deutschland hatte bis dahin noch keinen Faschismus.

Dass Hitler fernab jeglicher demokratischer Struktur war, erkannte jeder, der es sehen wollte.

Nach Ermächtigungsgesetz, Bücherverbrennung und der Zerschlagung jeglicher Partei und Gewerkschaft war klar, dass hier menschenverachtende Politik im Gange war.

Oskar Pflaumer wusste das und es erschien ihm folgerichtig, dass nur dort die Freiheit verteidigt werden kann, wo Widerstand herrscht.

Zusammen mit Ludwig Göhring und anderen betrieb er eine Druckerei in einer Höhle der Fränkischen Schweiz und druckte die Lügen der Nazis schwarz auf weiß.

Als sie denunziert wurden – im August 1933 – zeigte der Faschismus mit all seiner Bestialität was er von anders Henkenden und  anders Handelnden hält.

Während Ludwig als jüngster Gefangener in das eben errichtete Konzentrationslager nach Dachau deportiert wurde, wurde Oskar von den Nazis in Nürnberg ermordet.

Eine Utopie. Nürnberg vielleicht im Jahr 2017

Ein Freund von mir wohnt in der ehemaligen Forsthofstraße, der heutigen Oskar-Pflaumer-Straße in Nürnberg.

Unter dem Straßenschild steht eine Informationstafel, auf der zu lesen ist:

„Ermordet am 16. August 1933. Einer – der nicht nur zugesehen hat.“

An der Hausnummer 37 hängt ein Schild:

„Hier wohnte Oskar Pflaumer, Reichsbahnarbeiter, Vater zweier Kinder, der wegen seines aufrechten Ganges im August 1933 von den Nazis ermordet wurde. Zum Gedenken und zur Mahnung!“

Die Tochter meines Freundes geht in die 6. Klasse der Oskar-Pflaumer-Schule. Heute steht auf dem Stundenplan: „Geschichte – wie es sein kann, dass sich Menschen gegen Zeitgeist und Erniedrigung zur Wehr setzen, selbst auf die Gefahr, das eigene Leben zu riskieren! Wie der Namensgeber unserer Schule, der Widerstandskämpfer Oskar Pflaumer!“

So stellen wir uns die Ehrung antifaschistischer Söhne und Töchter unserer Stadt vor. Die Realität ist leider eine andere.

186.380 Quadratmeter umfasst die Fläche der Stadt Nürnberg. Einen halben davon wollen wir haben. Einen halben Quadratmeter für die Ehrung eines aufrechten Sohnes seiner Stadt. An dem Ort, an dem er ermordet wurde.

Doch auch dafür müssen wir – 80 Jahre danach – noch betteln und fordern.

Das hat kein einziger antifaschistischer Widerstandskämpfer verdient.

Wir geben keine Ruhe, bis die Stele mit dem Leben, dem Wirken, dem Leiden und dem Ende Oskar Pflaumers an seinem Platz steht.

Den Toten zur Ehre – den Lebenden zur Mahnung!

Nie wieder Faschismus! – Nie wieder Krieg!

(Die Rede Jürgen Gechters auf unserer Veranstaltung am zur Ehrung von Oskar Pflaumer)