Am 10. Juli 1934 wurde Erich Mühsam von den Nazis im KZ Oranienburg ermordet
20. Juli 2014
Erich Mühsam (1878–1934) war Dichter und Rebell, Anarchist, Bohemien und Individualist – antiautoritär, nonkonformistisch, freiheitsliebend, provokativ, polemisch.
Er war einer von denen, die das autoritätsgläubige, obrigkeitsstaatliche Deutschland nicht ertragen konnten, einer von denen, die in ihrer Person vereinten, was die Nazis hassten.
Eine Erich-Mühsam-Straße wird man in Nürnberg genauso wenig finden wie z.B. eine Kurt-Eisner-Straße oder eine Heinrich-Heine-Straße oder …
Drei Wochen nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler, am 20. Februar 1933, hielt Mühsam im Rahmen einer Veranstaltung des Schutzverbands deutscher Schriftsteller seine letzte öffentliche Rede.
Sieben Tage später, in der Nacht vom 27. zum 28. Februar, geriet er im Zuge der auf den Reichstagsbrand folgenden Massenverhaftungen in die Hände der neuen Machthaber und landete schließlich im Konzentrationslager Oranienburg, das die brandenburgische SA im März 1933 eingerichtet hatte.
Die Nazis wollten an Mühsam ein Exempel statuieren. Noch nach der Machtübertragung hatte er den Mut besessen, offen gegen sie zu agitieren.
Mühsam, einer der Aktivisten der ersten Münchner Räterepublik im April 1919 und von den Nazis bezichtigt, am »Münchner Geiselmord« im selben Monat beteiligt gewesen zu sein, wurde 17 Monate lang systematisch gedemütigt, gequält, gefoltert und verkrüppelt.
Doch gelang es seinen Peinigern nicht, ihn zu brechen. Da er einen Suizid verweigerte, wurde eine Selbsttötung fingiert. Nach einem Bericht des Berliner Publizisten Kurt Hiller habe der Lagerkommandant E.Mühsam den Befehl erteilt, sich binnen 48 Stunden zu erhängen.
Am Abend des 9. Juli 1934 um 22 Uhr wurde er ins Zimmer des Kommandanten bestellt. Hier wurde er ermordet und anschließend im Klosetthaus aufgehängt.
(Aus einer Würdigung von A.Bahar JW, 09.07.14)