Ein kurzer Rückblick…

1. Januar 2014

Der 80-ste Jahrestag der Machtübertragung an die Nazi-Partei geht zu Ende. Gemeinsam mit vielen Organisationen in unserer Stadt haben wir in diesem „Nachdenkjahr 2013“ versucht, über die Entstehung und die Hintergründe der Nazidiktatur und der damit verbundenen Zerstörung der Weimarer Republik zu informieren.

Es gab allein im ersten Halbjahr über 60 Veranstaltungen mit Vorträgen, Diskussionen und
Aktionen zu den Ereignissen des Jahres 1933. Bewegend  waren auch die zahlreichen Veran-staltungen aus Anlass des 75-sten Jahrestags der Reichspogromnacht am 9.November 1938. Konsens war durchgehend:

Geschichtsaufarbeitung ist kein Selbstzweck.

Der  historischen Verantwortung gegenüber der nationalsozialistischen Vergangenheit gerecht werden heißt heute: Aktiv gegen jede Form von neonazistischem und rassistischem Gedankengut auftreten!

An vielen Veranstaltungen nahmen Mitglieder unserer Organisation teil und wirkten mit. Es hat sich zudem gezeigt: Der Kampf gegen die Nazi-Plage ist auch aus gewerkschaftspolitischer Sicht eine wichtige Aufgabe geworden. Es freut uns deshalb besonders, dass auch in diesem „Nachdenkjahr 2013“ die Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen von ver.di hervorragend war.

Allen, die sich hier engagiert haben, ein herzliches Dankeschön.

Ein kurzer Rückblick:

Es gab von VVN-BdA und ver.di gemeinsam im Gewerkschaftshaus – jeweils im Januar und im Mai –  gut besuchte Veranstaltungen zu den Themen:

– Am 30.Januar 1933 „ergriff“ Adolf Hitler die Macht und 12 Jahre dunkelste Geschichte Deutschlands begannen. Wie konnte das geschehen und wie gefährlich sind Nazis heute?
Referent war Dr. Eckart Dietzfelbinger, wissen-schaftlicher Mitarbeiter im Doku-Zentrum.

–  Am 2. Mai 1933 wurden die Gewerkschaftshäuser gestürmt, um die Gewerkschaften zu zerschlagen.
Wie verhielten sich die Gewerkschaften damals angesichts der drohenden Gefahr? Welche Lehren sind für die Zukunft für politisch verantwortlich Handelnde zu ziehen?
Referent  war Dr.Ulrich Schneider, Historiker und Publizist – Bundessprecher der VVN-BdA.

– Am 20.April 2013, dem Tag der Befreiung unserer Stadt, feierten wir gemeinsam mit vielen demokratischen Organisationen das 5. Fest der Demokratie und Befreiung.
– Am Südstadtfest (Anfang Juli) hatten wir wieder gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen vom FB9 unseren Infostand. Und – wie es zu einem Fest gehört –  auch einen Getränkestand.

 

 

Auch das ist Teil unserer Geschichte:

Über 200.000 Menschen wurden im Westen Deutschlands während der Adenauerzeit politisch verfolgt. Häufig von Polizisten, Staatsanwälten oder Richtern, die ihr Handwerk noch in der Nazizeit gelernt hatten. Ca. 10.000 von ihnen wurden zu teils langjährigen Gefängnisstrafen verurteilt. Ihr „Verbrechen“ war der aktive Widerstand gegen die Wiederaufrüstung der BRD.

 Mit der Filmvorführung: Verboten – Verfolgt – Vergessen. Die Verfolgung der politischen Opposition in der Adenauerzeit haben wir gemeinsam mit der DKP und dem Deutschen Freidenker Verband e.V. (DFV) an diese unsägliche Verfolgung von Kommunisten und Rüstungsgegnern im Rahmen des Kalten Krieges erinnert.

Im Mittelpunkt unserer Öffentlichkeitsarbeit in Nürnberg stand die Erinnerung an den aktiven Widerstand gegen den Terror der Nazis im ersten Halbjahr 1933. Viele junge Arbeiter wurden im Juli/August verhaftet, brutal geschlagen und in die KZ verschleppt. Einer davon war der junge Familienvater Oskar Pflaumer. Er wurde am 16. August 1933 in einem Folterkeller von der SA (in der damaligen Samariter-Wache am Hallplatz) derart barbarisch misshandelt, dass er noch in der gleichen Nacht starb.

 Nach wie vor gibt es in unserer Stadt weder zum Widerstand im Jahr 1933 noch zu dieser grausamen Barbarei der Nazis eine Erinnerung. Wir haben dazu im Jahr 2013 x-fach festgestellt und wir bleiben dabei:

Wer angemessen an die Geschichte des Nationalsozialismus erinnern will, kann nicht umhin, auch der ersten Widerstandskämpfer gegen das faschistische Regime zu gedenken – ihres Muts, ihrer Taten, ihrer Opfer.

Gemeinsam mit den beiden Kindern von Oskar Pflaumer Hanne Oehler aus München und Dr. Hans Pflaumer aus Castel di Tusa (Italien) sowie weiteren Verwandten der Familie u.a. aus Köln (Familie Lessing) und aus der Stadt Boston in den USA (Familie Einstein) erinnerten wir an diese grausame Ermordung.

 Darüber hinaus bekräftigten die mehr als 60 Anwesenden, darunter auch viele ältere Nürnberger VVN-BdA-Mitglieder, dass es jetzt auch in unserer Stadt Zeit wird, den Widerstand gegen das Naziregime gebührend zu würdigen.

 Es war zweifellos eine große Ehre, dass in Vertretung des Oberbürgermeisters der Vorsitzende der israelitischen Kultusgemeinde und langjährige SPD-StadtratArno Hamburger an der Veranstaltung teilnahm.

 Leider hält sich OB Dr.Maly immer noch sehr „bedeckt“ zu unserer Forderung nach einer entsprechenden Würdigung dieses Widerstands. Unser Kamerad J.Gechter hat dazu auf der Veranstaltung die richtigen Worte gefunden.

Wir geben keine Ruhe, bis dem Leben, dem Wirken und dem Leiden Oskar Pflaumers und anderer Widerstandskämpfer würdig gedacht wird.“