Mit dem folgenden Brief haben wir uns an der Oberbürgermeister der Stadt Nürnberg gewandt:

25. Juni 2013

Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten  –  VVN-BdA – Kreisvereinigung Nürnberg  –  06.Mai.2013

 

An den Oberbürgermeister der Stadt Nürnberg Herrn Dr. Maly

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

aus Anlass des 80. Jahrestages der Machtübertragung an die Nationalsozialisten scheint es uns besonders wichtig, auch auf diejenigen hinzuweisen, die in verschiedenster Weise gegen die Gewalttaten der Nazis protestierten.  Wie Ihnen sicherlich bekannt ist, gab es in unserer Stadt zahlreiche Bürgerinnen und Bürger, die den Mut besaßen, Widerstand zu leisten und die diesen Mut mit Verfolgung, Folter, ja teilweise mit dem Tod bezahlten.

Das Ziel des Nazi-Regimes war die Ausschaltung jeglicher Opposition und damit die Beseitigung der demokratischen Einrichtungen der Weimarer Republik. Es ist dabei alles andere als ein Zufall, dass die ersten Opfer des Regimes die Mitglieder und Anhänger der Arbeiterparteien bzw. -organisationen waren.  Der Hass gegen die als „marxistisch“ aufgefasste Arbeiterbewegung, allen voran gegen die Parteien KPD und SPD sowie gegen die Gewerkschaften war wesentlicher Bestandteil der faschistischen Ideologie.

Es ist daher längst notwendig, auch vonseiten unserer Stadt diesen Männern und Frauen, die für ihre antifaschistischen Überzeugungen jahrelange Gefängnis, KZ-Lagerhaft, Folter und Mord riskierten und allzu oft auch erlitten, angemessen zu gedenken.

Ihr Widerstand sollte auch heute ein Beispiel sein, wenn es um die Frage geht: Was muss geschehen, um menschenverachtende Einstellungen wie Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, Antisemitismus und Faschismus zu verhindern.

Aus unserer Sicht ist ein Mahnmal in Form einer Stele/Gedenktafel im öffentlichen Raum, wie sie z.B.  in Fürth für die beiden jungen Fürther Bürger Rudolf Benario und Ernst Goldmann errichtet wurde, dafür ein geeignetes Signal.

Wir schlagen hierfür einen der Folterplätze aus dem Jahr 1933 wie z.B. den Hallplatz vor, wo im August  der junge Arbeiter Oskar Pflaumer als erster Widerstandkämpfer in Nürnberg – im Keller der damaligen Samariterwache  –  derart brutal misshandelt wurde, dass er noch in der gleichen Nacht starb.

Mit freundlichem Gruß

Georg Neubauer

– Beigelegt haben wir einen persönlichen Brief von Frau Hanne Oehler, der Tochter von Oskar Pflaumer  sowie ein von uns erstelltes Informationsmaterial zum Widerstand gegen die Nazi-Diktatur und zu O.Pflaumer.  Weitere Informationen stellen wir Ihnen gerne zur Verfügung.

– Der Folterkeller am Hallplatz wurde bereits in der Hauptverhandlung der Nürnberger Prozesse erwähnt. Die Samariterwache am Hallplatz 4, in welcher der „SA-Sturm zur besonderen Verwendung“ als Hilfspolizei stationiert war, war der Ort, an welchem ‚in der Hauptsache die erforderlichen Gegenüberstellungen und Vernehmungen festgenommener Kommunisten‘, also auch Folterungen erfolgten.