Gratulation! VVN-Kamerad Ernst Grube ausgezeichnet
13. August 2017
Diffamiert, verachtet, geachtet und geehrt …
Unser Kamerad Ernst Grube erhält am 06.11.2017 in München den Georg-Elser-Preis. Dies hat der Senat der Landeshauptstadt auf Vorschlag von einer Jury beschlossen. In der Jury vertreten waren Kulturreferent Dr. Hans-Georg Küppers, Damian Groten, Fachinformationsstelle Rechtsextremismus, Matthias Wuschek, engagierter junger Erwachsener, Kabarettistin Luise Kinseher, der Publizist Thomas Kretschmer, Siegfried Benker, Ehemann der verstorbenen Preisträgerin 2015, Angelika Lex, Michael Sack und Dr. Hella Schlumberger von der Georg-Elser-Initiative sowie aus dem ehrenamtlichen Stadtrat Ulrike Grimm, Marian Offman (beide CSU-Fraktion), Kathrin Abele, Christian Vorländer (beide SPD-Fraktion) und Dominik Krause (Fraktion Die Grünen/ Rosa Liste).
Die Jury begründet die Auszeichnung wie folgt:
„Der Preisträger Ernst Grube hat es sich Zeit seines Lebens zur Aufgabe gemacht, über die Verbrechen der NS-Diktatur aufzuklären und Konsequenzen diktatorischer Systeme aufzuzeigen.
Als Kind einer jüdischen Mutter erlebte er Diskriminierung, Entrechtung, Deportation und Internierung im Konzentrationslager. Als Fünfjähriger sah er, wie die Münchner Synagoge abgerissen wurde. Seine verzweifelten Eltern brachten ihre drei Kinder kurz vor dem Novemberpogrom 1938 ins jüdische Kinderheim in der Antonienstraße. Gemeinsam mit seiner Mutter und den beiden Geschwistern Ruth und Werner wurde Ernst Grube im Februar 1945 im Alter von zwölf Jahren nach Theresienstadt deportiert. Er überlebte und kehrte nach München zurück. Hier musste er erleben, wie alte Nationalsozialisten auch in der neuen Demokratie mitregierten und verhinderten, dass nachhaltige Lehren aus dem Faschismus gezogen wurden. Ernst Grube hat sich immer in politische Auseinandersetzungen seiner Zeit eingemischt. Er engagierte sich in der FDJ, der Gewerkschaft und der KPD. Er protestierte gegen die Wiederbewaffnung wie auch die Ladenschlussgesetze und wurde 1953 zu sieben Monaten Haft wegen Widerstand gegen die Staatsgewalt verurteilt. Wegen Unterstützung der verbotenen KPD erhielt er eine einjährige Gefängnisstrafe. Er engagierte sich gegen Berufsverbote, von denen er als Berufsschullehrer selbst betroffen wa r.
Ernst Grube hat sich aufgrund seiner persönlichen Verfolgungserfahrung Zeit seines Lebens gegen Ausgrenzung und Unterdrückung engagiert. Er hat über Jahrzehnte hinweg jungen Menschen über die Schrecken des Nationalsozialismus aus eigener Anschauung berichtet – und aber auch immer wieder darauf hingewiesen, wenn heute Menschen unter Ausgrenzung und Ausbeutung leiden. Ernst Grube bezieht öffentlich Stellung besonders gegen Neonazis und Geschichtsrevisionisten. Er ist Präsident der Lagergemeinschaft Dachau und engagiert sich in der Stiftung Bayerischer Gedenkstätten ebenso wie im politischen Beirat des NS-Dokumentationszentrums München. Darüber hinaus streitet er für die in München so heftig umstrittenen Stolpersteine. Immer wieder hat er auf das Schicksal von Flüchtlingen hingewiesen – zuletzt hat er eindringlich einen Abschiebestopp für Afghanistan gefordert. Ernst Grube war und ist immer auch unbequem. Aber es sind nicht die Bequemen, die die Demokratie verteidigen. Für sein lebenslanges Engagement erhält Ernst Grube den Georg-Elser-Preis der Landeshauptstadt München 2017.“
Kleine Wiedergutmachung?
Noch 2010 hatte der bayerische Verfassungsschutz den stellvertretenden Vorsitzenden der VVN Bayern und Vorsitzenden der Lagergemeinschaft Dachau Ernst Grube namentlich in seinem Bericht erwähnt. Nach massiven Protesten traute der Verfassunsgschutz sich dann in den Folgejahren wohl keine Wiederholung (die VVN selber bleibt leider weiterhin drin…). Gerade vor diesem Hintergrund kann der Preis der Landeshauptstadt nicht hoch genug eingeschätzt werden
Erst jüngst war Ernst auch bei uns in Nürnberg anlässlich unseres 70sten Geburtstages zu Gast und kommentiert die Diskussion um die Schulhof–Abschiebung aus Nürnberg gegenüber Barbara Stamm
Lieber Ernst, bleib uns noch recht lange erhalten als beständiger Mahner für eine gerechtere Welt!
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