20.April – Tag der Befreiung Nürnbergs – Fest der Demokratie

10. Mai 2015

Die Veranstalter (die Offene Kirche St. Klara, die Kath. Hochschulgemeinde und der Arbeitskreis der SPD gegen Rechts) hatten beim 7.Fest der Demokratie am Hallplatz einen ganz besonderen Vorschlag: Es wurden Stelen mit Figuren enthüllt, die Widerstandskämpfer und Zwangsarbeiter symbolisieren, für die der 20. April in Nürnberg der Tag der Befreiung war. Das war verbunden mit der Forderung, künftig Straßen in Nürnberg nach ihnen zu benennen. Vorgeschlagen wurden von den Veranstaltern die Nürnberger Bürgerinnen und Bürger: – Josef E. Drexel – Ludwig Göhring – Lorenz Hagen – Aloys Jung – Oskar Pflaumer – Kuni Schumann – Rob Zweerman. Der aus den Niederlanden stammende Rob Zweermann war von den Nazis nach Nürnberg verschleppt worden. Er hat sich federführend für das Mahnmal für die ZwangsarbeiterInnen eingesetzt. Alle anderen Vorgeschlagenen waren aktiv im Widerstand gegen die Nazidiktatur und wurden teileweise jahrelang eingekerkert.

 

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Für die VVN-BdA begründete unser Kamerad UIli Schlee die längst überfällige Ehrung des  1933 grausam ermordeten Oskar Pflaumer.

Vorgeschlagen wurde auch der Nürnberger Widerstandskämpfer und spätere Herausgeber der Nürnberger Nachrichten: Dr.Josef Drexel.

Ein Ereignis vor seinem Tod im Jahr 1976 belegt Drexels politischen Standpunkt:

Der Nürnberger Stadtrat hatte einstimmig beschlossen, Drexel zu seinem 80. Geburtstag die Ehrenbürgerwürde der Stadt zu verleihen. Zugleich aber hatte die Ostberliner Humboldt-Universität Drexel zum Ehrendoktor ernannt. Der Nürnberger CSU-Fraktionsvorsitzende teilte daraufhin Drexel mit, dass eine Zustimmung zur Verleihung des Ehrenbürgerrechts dann nicht mehr aufrechterhalten werden könne, wenn er den Ehrendoktor aus Ost-Berlin annehme. Drexel wies das zurück. Er erinnerte die Nürnberger CSU zum einen an das Ahlener Programm der CDU, worin es heißt: „Das kapitalistische Wirtschaftssystem ist den staatlichen und sozialen Lebensinteressen des deutschen Volkes nicht gerecht geworden. […] Inhalt und Ziel einer sozialen und wirtschaftlichen Neuordnung kann nicht mehr das kapitalistische Gewinn- und Machtstreben, sondern nur das Wohlergehen des Volkes sein.“

Zum anderen wies Drexel auf die Opfer der Kommunisten im antifaschistischen Kampf und deren karitatives brüderliches Verhalten hin: „Es liegt z.B. in der Natur der Sache, obgleich darüber wenigstens bei uns eine Art verlegener Verschwörung des Schweigens waltet, nicht aus den Augen verlieren zu dürfen, dass die zahlenmäßig höchsten Opfer im antifaschistischen Kampf – wenn man vom Völkermord an den Juden absieht – die Arbeiterschaft zu bringen hatte, und innerhalb der Arbeiterschaft wieder die Kommunisten. Die Kommunisten waren es auch, die in beiden Lagern  in der allerschwersten Zeit meines Lebens mich nicht allein gelassen haben. Obgleich ich doch niemals ihr Genosse war. Sie verstanden mir Mut einzuflößen in Situationen, in denen mein Leben keinen Pfifferling mehr wert war.

[…] Das zu vergessen wäre mir einfach unmöglich. Dort in den Schinderstätten der Tyrannis habe ich erfahren, dass es immer und zu allen Zeiten eine Bruderschaft von Menschen gegeben hat, denen es auferlegt ist, das undankbare Geschäft der Caritas zu betreiben und die Fackel der Hoffnung durch das Dunkel der Zeit zu retten.“