Der 70.Jahrestag der Befreiung – Es gibt viel zu tun. Ehrung für William E. Roach
10. Mai 2015
Vor 70 Jahren, am 15. April 1945, wurde das niedersächsische Konzentrationslager Bergen-Belsen durch die britische Armee befreit. Unter den Befreiern war William E. Roach, damals im Range eines Hauptmanns. Roach lebte zuletzt in Nürnberg und liegt auf dem Mögeldorfer Friedhof begraben.
Seit Januar 1945 war Bergen-Belsen zunehmend zum Auffanglager zahlreicher Transporte mit Gefangenen aus frontnahen Konzentrationslagern geworden. Mindestens 70.000 Häftlinge kamen bis zur Befreiung in das vollkommen überfüllte KZ, darunter auch der Nürnberger Holocaust-Überlebende Josef Jakubowicz sowie die heute in Franken lebende Eva Franz. Nach Angaben der britischen Befreier starben in Bergen-Belsen allein im März 1945 etwa 18.000 Häftlinge an Hunger und Seuchen.
Anlässlich Jahrestages der Befreiung des KZ Bergen-Belsen veranstaltete am 15.April das Institut für sozialwissenschaftliche Forschung, Bildung und Beratung (ISFBB) e.V. gemeinsam mit der VVN-BdA Nürnberg eine Gedenkfeier auf dem Mögeldorfer Friedhof und legte einen Kranz nieder. Redebeiträge wurden gehalten von
* Günter Beucker von der Diakonie Mögeldorf spricht über William E. Roach
* Birgit Mair vom ISFBB e.V. über die Lebensläufe von William E. Roach, Josef Jakubowicz sowie Eva Franz, die immer noch als Zeitzeugin aktiv ist.
* Georg Neubauer über die Befreiung der KZs und den Umgang damit in der bundesdeutschen Nachkriegszeit.
Aus dem Redebeitrag von G. Neubauer:
„… Heute, 70 Jahre nach der Befreiung muss man leider feststellen:
Es braucht mehr denn je Menschen, die darauf hinweisen, was das Nazi-Regime im eigenen Land und in Europa insgesamt verbrochen hat. Und es braucht mehr denn je Menschen, die sich den immer aggressiver auftretenden Rassisten und Nationalisten entgegen stellen.
Die Gründer unserer Organisation hätten das sich nie und nimmer vorstellen können: An einen einzigen Oster-Wochenende gab es
– eine Brandstiftung gegen das Flüchtlingsheim in Tröglitz,
– offene rassistische Gewalt gegen Ausländerinnen und Ausländer in Rostock
– Schändung der KZ-Gedenkstätte Jonastal bei Arnstadt; Flüchtlinge, die zu uns kommen, müssen Angst um ihr Leben haben. Und nicht nur sie!
Der Bürgermeister von Tröglitz (der sich für Flüchtlinge engagierte) trat zurück, weil er Angst um sein und das Leben seiner Familie hat. Der Landrat des zuständigen Kreises kann nur noch mit Polizeischutz durch die Gegend fahren. Der Ministerpräsident Thüringens erhält täglich Morddrohungen.
Manchmal fragt man sich schon: In welchem Land leben wir inzwischen?
Es wird Zeit, dass solchen Drohungen und Tendenzen entschiedener als bisher ein Riegel vorgeschoben wird.“ Ich finde es deshalb gut und richtig, wenn wir hier mit der Ehrung eines Befreiers einen Beitrag leisten zur Aufklärung darüber, was damals geschah – und was sich nie wiederholen darf.“